Winter in Ferch
Winter in Ferch

 

Liebe Einwohner,

 

vor über 30 Jahren erlag Deutschland einer Schneekatastrophe mit schwerwiegenden Folgen. Am 29.12.1978 rückte eine Eisfront aus Norddeutschland in die Brandenburger Region vor. Es kam tagelang zu einem Schneesturm mit meterhohen Schneeverwehungen. Im vielen Regionen gab es keinen Strom und damit auch keine Heizung, die Strassen waren unpassierbar und einige Ortschaften waren von der Aussenwelt abgeschnitten. Der Schneesturm forderte einige Menschenleben, teilweise wurden die Toten erst im Februar nach der Schneeschmelze gefunden.

 

Auf der Website www.wzforum.de ist ein „Bericht zum Winter 1978/79“ von Jürgen Pons zu finden, aus dem ich gern einen Auszug wiedergeben möchten – für alle, die noch zu jung:

 

„…In der DDR brach die Energieversorgung für zwei Tage komplett zusammen. Die Menschen saßen wirklich flächendeckend im Dunkeln und auch kalt!! (bis auf Lokalversorger ). Unzählige Wasser- und Abwasserrohrbrüche waren die Folge. Die Braunkohletagebaue um Leipzig - Lebensader der DDR-Industrie - kamen fast vollständig zum Erliegen, unzählige Schweine und Rinder verendeten in der Kälte. Für die Wirtschaft war dies ein schwerer Rückschlag. Braunkohle hat einen hohen Wasseranteil und ist bei der Kälte einfach total zusammengefroren. Auch die Kohle auf Zügen oder auf Halden war somit einfach nicht mehr nutzbar. Einige Jahre vor diesem Wintereinbruch wurde das Stromnetz der DDR endgültig vom Westen abgekoppelt, somit war auch keine schnelle Energiehilfe aus dem Westen möglich. Die Nordbezirke der DDR versanken binnen weniger Stunden unter einem mehrere Zentimeter dicken Eispanzer - die Folge des zunächst gefrierenden Regens. Dann setzt ein 78-stündiger Schneesturm ein. Nichts bewegte sich mehr. Rentner, die vom Feiertagskaffeetrinken nach Hause wollten, warteten in den Haltestellenhäuschen am Dorfrand vergeblich auf ihre Busse. Die Insel Rügen war plötzlich von der Außenwelt abgeschnitten. Als viele Rüganer bereits ums Überleben bangten, verkannte die DDR-Führung noch lange das Ausmaß der Katastrophe. Erst am 3. Januar schickte sie Panzer auf die Insel Rügen, die eine Woche komplett von Bahn-, Schiffs- und Straßenverkehr abgekoppelt war. Die letzten Opfer wurden erst im Laufe des Frühjahrs geborgen, als die Schneeschmelze den Zugang ermöglichte. Bis heute gibt es keine verlässlichen, offiziellen Informationen über die wirkliche Anzahl der Todesopfer in der DDR (im Westen 17, im Osten wurden offiziell 5 ! gemeldet). Erwähnenswert ist die Welle der Hilfsbereitschaft und Solidarität. Lokal halfen sich die Menschen gegenseitig. Sie rückten auch näher zusammen. Der eine Nachbar hatte noch ausreichende Lebensmittelvorräte, der andere noch einen alten, funktionierenden Ofen. Die sowjetische Armee mit schwerer Technik war wochenlang im Einsatz. …“

 

Ich selber habe diesen Winter nicht miterlebt – dazu bin ich noch zu jung. Aber dennoch würde mich interessieren, wie die Einwohner der Gemeinde Schwielowsee diesen Winter erlebt haben. Ich freue mich über zahlreiche Zuschriften und Berichte, welche ich sehr gern in die Chronik von Ferch aufnehmen möchte.

 

Ihre Berichte können Sie per Email an info@chronikvonferch.de richten.

 

Juliane Hoth

Chronik von Ferch