Vom Kornmagazin

 

„Kaffeeschnüffler“ im alten Ferch


An der Fließmündung, also am Ufer des Schwielowsees in Ferch, entstand 1620 ein Kornspeicher. Nun besagen alte Überlieferungen, dass er schlossähnlich“ gebaut wurde. Warum in solcher Ausstattung ist uns heute nicht bekannt. Aber wahrscheinlich war er für diese Zeit nur sehr groß und
kompakt. Der Standort des Kornspeichers ist auf der alten Karte von 1839 sehr wohl eingezeichnet.
Damals konnten die Kornkähne an dieser Stelle noch unmittelbar anlegen, laden und löschen. Von hier aus wurde dann das Korn mit Pferdekarren nach dem benachbarten Sachsen, dessen Grenzen damals nur eine halbe Wegstunde von Ferch entfernt waren, ausgeführt.
Aber die Potsdamer Kaufleute benutzten das Gebäude außerdem für die Zwischenlagerung von Schmuggelware. Was wurde geschmuggelt? Vor allem Kaffee! Hierbei ging der heimliche Transport von Sachsen nach Preußen. Denn der Genuss dieses Getränkes galt in Preußen als Luxus. Entsprechend hoch musste er versteuert werden. Und dies suchten die gewieften Potsdamer zu umgehen. Die Steuer auf Kaffee lag bei über 100 Prozent des eigentlichen Einkaufspreises. Doch trotz des Einsatzes von  Kaffeeschnüfflern“ nach dem siebenjährigen Krieg blieb der erhoffte Rückgang vom Kaffeegenuss aus. Wurden Kaffeetrinker ertappt, dann waren hohe Strafen fällig.
Der größte Teil des Kaffees wurde durch einen nicht auszurottenden Schmuggel ganz der Besteuerung entzogen. Wie wichtig war doch Ferch und hier der Schmuggelplatz im Kornspeicher! Und warum wollte der „Alte Fritz“ keinen Kaffee in Preußen? Da Kaffee eingeführt werden musste,
also Devisen kostete, und Bier von den einheimischen Brauereien viel billiger war! Vielleicht saßen die „Kaffeeschnüffler“ selbst im Kornspeicher, um dem Verbotenen zu frönen, wer weiß?


Geheimnisvoller Platz – einst in Ferch


Man schrieb das Jahr 1714, um diese Zeit war der Frost noch in den Böden, aber es lag kein Schnee mehr, der Spuren hinterlassen könnte. Der Mond hatte sich hinter den Wolken verkrochen. Der Nebel, der in den Kiefern hing, war geeignet für zwei „lange Kerls“ des Soldatenkönigs, Friedrich Wilhelm I.,
nach Ferch zu gelangen. Sie rannten in dieser Nacht von Potsdam aus um ihr Leben. Ihr Ziel war das Kornmagazin in Ferch.
1620 war es entstanden. Heute weiß keiner mehr, wo es genau gestanden hat. Überliefert ist aber, dass es an der Fließmündung am Ufer des Schwielowsees gelegen hat. Es war einbegehrter Schmuggelplatz, um Ware nach Sachsen zu bringen. In dieser Zeit konnten Kähne noch unmittelbar
anlegen. Vom Kornmagazin aus war es nur eine halbe Wegstunde nach Sachsen. Die drei Dörfer Busendorf, Klaistow und Kanin waren damals sächsisches Gebiet. Hier waren dann die preußischen Soldaten gerettet. Aber Ferch war für sie so wichtig. Im Kornmagazin konnten sie ihre blauen
Soldatenmäntel gegen alte Bauernkleidung wechseln. Die rauen Gesellen von Ferch verbargen die Flüchtenden auch einige Tage unter Kornsäcken. Wegen des brutalen Drills in der Armee desertierten 1714 allein von der Infanterie 3.741 Soldaten. Wie viele von ihnen mögen im Kornspeicher von Ferch, der 1884 abgerissen wurde, Unterschlupf und Zwischenstadion gefunden haben?


Diese beiden Beiträge publizierte die ehemalige Vorsitzende des Heimatvereins Ferch, Helga Schmiedel, im Frühjahr 2003 im „Havelboten“. Seit dem ist der Heimatverein um das Wissen vom Kornmagazin nicht vorangekommen. Es hüllt sich nach wie vor im Verborgenen.


Wer kann uns weiter helfen?
Gibt es alte Aufzeichnungen?
Wie hat das Kornmagazin einst ausgesehen?


Gemeinsam möchten wir es ans Licht des Tages bringen. Bitte helfen Sie uns! Wer kann uns Hinweise geben?


Heimatverein Ferch